Bei 7°C krochen wir morgens um 6 Uhr aus dem Zelt. In Hohenberg konnten wir uns am Vorabend alles zum Frühstück und für die Tagesverpflegung einkaufen, denn es gab einen kleinen Laden und so gab dann Müsli und wir schmierten insgesamt 8 Brötchen fürs Frühstück und für die lange Tour, die uns erwarten sollte. Bei der Kälte hielten wir uns nur so lang wie nötig auf und zogen alles mögliche übereinander an, bis uns bei den ersten Steigungen schnell warm wurde. Bald folgten wir wieder den Grenzsteinen. Ein Wurzel-Trail wurde mir leider zum Verhängnis: mein hinterer Fahrradmantel erhielt einen Schlitz, der zum Glück noch nicht sehr groß war, so dass wir weiter radeln konnten. Da es im gesamten Umkreis und auch am Zielort Bad Steben keine Fahrradgeschäfte gibt, die während der 100km-Tour erreicht werden könnten, beschlossen wir, auf heftige Trails zu verzichten und grenznahe Sträßchen zu bevorzugen, um zumindest bis zu unserem Tagesziel zu kommen. Schließlich erreichten wir das Dreiländereck Bayern -Tschechische Republik – Sachsen und von da ging es entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Hier kommt man um das Befahren des berühmten Kolonnenwegs nicht herum. Nach Passieren des kurzen Grenzstücks zu Sachsen folgte die Grenze zum Nachbar-Bundesland Thüringen. Besonders interessant war das „geteilte“ Dorf Mödlareuth wo es viele Zeugnisse der DDR-Zeit gibt, die hier besichtigt werden können. Anschließend folgten wir weiter dem Kolonnenweg, der sich ständig bergauf und bergab wandt und dadurch sehr kräftezehrend war. Es gab bei der Beschaffenheit des Kolonnenweges verschiedene Varianten: Während die aus einem Stück gefertigten Betonplatten noch einigermaßen befahrbar waren und nur ein ständiges „dadam dadam dadam“ verursachten, waren die Betongitterplatten durch teils reifenbreite Vertiefungen viel schwieriger zu befahren. Wenn man nicht genau auf den handbreiten festen Gitterlinien fuhr, wurde man böse ausgebremst. Nachdem selbst an der Saale nach 70 Kilometern auf thüringischer Grenzseite die Gitterplatten kein Ende nahmen und zum hundertsten Mal steile Buckel überwunden werden mussten, war unsere Geduld aufgebraucht und wir wechselten zum Saale-Radweg auf die bayerische Grenzseite. Doch schon nach wenigen Kilometern führte der offizielle Radweg weg von der Saale auf einer größeren Straße kilometerlang steil hinauf und schließlich wieder ganz ins Tal zur Saale. Nach 90 harten Kilometern wartete nun noch der finale Anstieg nach Lichtenberg und Bad Steben auf uns. Hier quälten wir uns wirklich mit müden Muskeln hinauf und waren heilfroh, als wir nach 100km und über 1600 Höhenmetern in unserem Etappenort ankamen, wo wir am kommenden Tag einen Ruhetag verbringen werden. Das Angebot der Gemeinde Bad Steben, in einem Hotel zu übernachten, konnten wir an diesem Abend einfach nicht ausschlagen 🙂